Flachdächer bieten optimale Voraussetzungen für Photovoltaikanlagen – sowohl für Privathäuser als auch für Gewerbeimmobilien. Die ebene Fläche ermöglicht eine flexible Anlagenplanung und oft eine bessere Flächennutzung als bei Schrägdächern. Doch welche technischen Besonderheiten sind bei der Installation zu beachten?
Warum Flachdächer ideal für Solaranlagen sind
Flachdächer entstehen hauptsächlich bei modernen Wohnhäusern, Bürogebäuden, Lagerhallen und Industriebauten. Sie bieten entscheidende Vorteile für die Photovoltaik:
Flexible Modulausrichtung: Anders als bei Schrägdächern können Sie die Ausrichtung der Solarmodule optimieren.
Maximale Flächennutzung: Durch die geschickte Planung der Anordnung der Modulreihen lassen sich oft 80–90 % der verfügbaren Dachfläche nutzen. Bei Schrägdächern reduzieren Gauben, Kamine oder ungünstige Dachformen häufig die nutzbare Fläche.
Einfache Wartung: Die ebene Fläche ermöglicht sicheren Zugang für Reinigung und Wartungsarbeiten.
Aufständerung: Das Herzstück der Flachdach-PV
Die Aufständerung bildet das Fundament jeder Flachdach-Solaranlage. Diese Konstruktion bringt die Module in den optimalen Neigungswinkel.
Arten der Aufständerung
Süd-Aufständerung: Die klassische Variante mit Modulen in Südrichtung. Bietet den höchsten Ertrag pro Modul, benötigt aber mehr Platz durch die erforderlichen Reihenabstände zur Verschattungsvermeidung.
Ost-West-Aufständerung: Module werden in beide Himmelsrichtungen geneigt installiert. Diese Lösung nutzt die Dachfläche optimal aus und erzeugt gleichmäßigere Erträge über den Tag verteilt – ideal für den Eigenverbrauch.
Flach-Aufständerung: Module werden nur leicht geneigt (10–15°) installiert. Diese platzsparende Lösung eignet sich besonders für Dächer mit begrenzter Statik oder wenn maximale Leistung pro Quadratmeter gefragt ist.
Materialien und Konstruktion
Moderne Aufständerungssysteme bestehen aus korrosionsbeständigem Aluminium, verzinktem Stahl oder witterungsbeständigem Kunststoff. Die Konstruktion muss Windlasten und Schneelasten entsprechend der regionalen Schneelastzone standhalten.
Ballastierung: Sicher ohne Dachdurchdringung
Alternativ zu einer flächigen Verklebung werden die meisten Flachdach-Solaranlagen ballastiert installiert – das bedeutet, sie werden durch Gewicht am Dach befestigt, ohne die Dachhaut zu durchdringen.
Vorteile der Ballastierung
- Dachdichtigkeit bleibt erhalten: Keine Löcher im Dach bedeuten kein Risiko für Wasserschäden
- Rückbaubar: Die Anlage kann vollständig entfernt werden, ohne Spuren zu hinterlassen
- Schnelle Installation: Weniger aufwendig als verschraubte Systeme
Ballastmaterialien
Betonplatten: Der Standard für die meisten Anlagen. Schwer, günstig und langlebig.
Kies-Ballast: Wird in speziellen Wannen eingefüllt. Flexibler als Betonplatten und oft kostengünstiger.
Wassertanks: Seltener verwendet, aber bei begrenzter Traglast eine Option.
Die erforderliche Ballastmenge richtet sich nach Windzone, Gebäudehöhe und Dachrandabstand.
Dachlasten richtig berechnen
Die Statik ist bei Flachdach-Anlagen besonders kritisch. Eine sorgfältige Tragfähigkeitsprüfung ist unverzichtbar und muss durch einen Fachingenieur durchgeführt werden.
Arten der Dachbelastung
Eigengewicht der Anlage: Module, Aufständerung und Verkabelung addieren sich zu etwa 15–25 kg/m².
Ballastgewicht: Der größte Faktor ist das Ballastgewicht.
Schnee- und Windlasten: Regional unterschiedlich, müssen gemäß DIN EN 1991 berechnet werden.
Punktlasten: Entstehen an den Aufständerungspunkten und müssen vom Dach aufgenommen werden können.
Optimale Ausrichtung für maximalen Ertrag
Die freie Ausrichtungsmöglichkeit ist der größte Vorteil von Flachdach-Anlagen.
Südausrichtung vs. Ost-West
Reine Südausrichtung (Azimut 180°):
- Höchster Jahresertrag pro Modul
- Mittagsspitze in der Stromproduktion
- Benötigt größere Reihenabstände (Verschattung)
- Optimal für Einspeisung ins Netz
Ost-West-Ausrichtung (Azimut 90°/270°):
- Gleichmäßigere Tagesproduktion
- Bessere Eigenverbrauchsquote
- Höhere Flächenausnutzung
- Ideal für Gewerbe mit breitem Tageslastprofil
Der optimale Neigungswinkel
In Deutschland liegt der optimale Neigungswinkel für Solarmodule bei 30–35°. Dies maximiert den Jahresertrag.
Flachere Neigung (10–20°):
- Geringere Windangriffsfläche
- Weniger Ballast erforderlich
- Schlechtere Selbstreinigung
- Geringfügig niedrigerer Ertrag
Steilere Neigung (35–45°):
- Bessere Wintererträge
- Optimale Selbstreinigung
- Höhere Windlasten
- Größere Reihenabstände nötig
Besonderheiten bei der Installation
Reihenabstand berechnen
Um Verschattungen zu vermeiden, müssen zwischen den Modulreihen ausreichende Abstände eingehalten werden. Die Berechnung erfolgt nach der Formel:
Reihenabstand = Modulhöhe × cos(Neigungswinkel) + Modulhöhe × sin(Neigungswinkel) × cot(Sonnenhöhe)
Dachrandabstände
Aus Sicherheitsgründen müssen Mindestabstände zum Dachrand eingehalten werden:
- Wohngebäude: mindestens 1,25 m
- Gewerbegebäude: oft 2,5 m oder mehr
- Abhängig von örtlichen Bauvorschriften
Kabelführung und Wechselrichter
Die Gleichstromkabel werden meist in Kabelkanälen geführt und am Dachrand ins Gebäude geleitet. Wechselrichter können bei ausreichender Belüftung auch auf dem Flachdach installiert werden.
Genehmigung und rechtliche Aspekte
Baugenehmigung
Flachdach-Solaranlagen sind in den meisten Bundesländern genehmigungsfrei, sofern sie:
- Bestimmte Größengrenzen nicht überschreiten
- Mindestabstände zum Dachrand einhalten
- Die Gebäudehöhe nicht wesentlich erhöhen
Denkmalschutz
Bei denkmalgeschützten Gebäuden ist oft eine Einzelfallprüfung erforderlich. Flachdächer sind hier im Vorteil, da die Module von der Straße meist nicht sichtbar sind.
Wartung und Pflege
Regelmäßige Kontrollen
Flachdach-Anlagen erfordern besondere Aufmerksamkeit bei:
- Reinigung: Flache Neigung reduziert Selbstreinigung durch Regen
- Entwässerung: Dachabläufe dürfen nicht blockiert werden
- Ballast-Kontrolle: Verrutschte Gewichte müssen repositioniert werden
Professionelle Wartung
Eine jährliche Wartung durch Fachpersonal umfasst:
- Sichtprüfung der Aufständerung
- Kontrolle der elektrischen Verbindungen
- Reinigung der Module bei Bedarf
- Überprüfung der Ballastierung
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Investitionskosten
Flachdach-Anlagen sind oft kostengünstiger als Schrägdach-Installationen:
- Einfachere Montage
- Keine Dachhaken oder Dachziegel-Bearbeitung
Höhere Erträge durch optimale Ausrichtung
Die flexible Modulausrichtung kann die Erträge um 5–15 % gegenüber suboptimal ausgerichteten Schrägdächern steigern. Dies verbessert die Wirtschaftlichkeit erheblich.
Häufige Fehler vermeiden
Unterschätzte Windlasten
Flachdächer sind Windlasten besonders ausgesetzt. Eine zu geringe Ballastierung kann zu Schäden, Modulverlust, Folge- und Personenschäden führen.
Vernachlässigte Entwässerung
Die Aufständerung darf Dachabläufe nicht blockieren oder Wasserstau verursachen.
Zu geringe Reihenabstände
Verschattung reduziert den Ertrag erheblich. Lieber weniger Module mit optimalen Abständen als viele Module mit Verschattungsverlusten.
Fazit: Flachdächer optimal nutzen
Flachdach-Solaranlagen bieten ausgezeichnete Möglichkeiten für hohe Solarerträge. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren sind:
- Professionelle Statikprüfung vor Installation
- Korrekte Berechnung der Ballastierung
- Optimale Ausrichtung je nach Nutzungsprofil
- Ausreichende Reihenabstände
- Regelmäßige Wartung
Mit der richtigen Planung und Installation nutzen Sie Ihr Flachdach optimal für die Energiewende – und profitieren jahrzehntelang von sauberer, kostengünstiger Solarenergie.
Sie planen eine Solaranlage auf Ihrem Flachdach? Unsere Experten beraten Sie gerne zu allen technischen und wirtschaftlichen Aspekten. Kontaktieren Sie uns für eine unverbindliche Erstberatung und profitieren Sie von unserer langjährigen Erfahrung im Flachdach-Bereich. Jetzt anfragen!