Die Photovoltaikbranche erlebt einen regelrechten Boom – und das aus gutem Grund. Während Solaranlagen bereits seit Jahren eine rentable Investition darstellen, rückt nun ein weiterer Baustein der Energiewende verstärkt in den Fokus: der Batteriespeicher. Doch lohnt sich die zusätzliche Investition wirklich? Welche Technologien stehen zur Verfügung und wie unabhängig können Sie vom öffentlichen Stromnetz werden?
Warum überhaupt einen Batteriespeicher?
Ohne Speicher nutzen Sie den selbst erzeugten Solarstrom nur dann, wenn gerade die Sonne scheint und Sie gleichzeitig Strom verbrauchen. Überschüssige Energie wird ins Netz eingespeist – dabei bekommen Sie deutlich Geld pro Kilowattstunde als Sie Ihrem Versorger bei Verbrauch zahlen. Ein Batteriespeicher ändert diese Gleichung grundlegend: Er speichert den Überschuss für die Nutzung zu späteren Zeiten, beispielsweise abends, nachts oder bei schlechten Wetterlagen.
Die Vorteile auf einen Blick:
- Höherer Eigenverbrauchsanteil (Steigerung von ca. 30 % auf bis zu 80 %)
- Reduzierte Stromkosten durch weniger Netzbezug
- Mehr Unabhängigkeit von Strompreiserhöhungen
- Notstromfähigkeit bei entsprechender Ausstattung möglich
- Beitrag zur Netzstabilität
Welche Speichertechnologien gibt es?
Lithium-Ionen-Batterien
Die Marktführer: Lithium-Ionen-Speicher dominieren den Markt mit einem Anteil von über 90%. Sie überzeugen durch hohe Energiedichte, lange Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren und Wirkungsgrade von über 95 %. Die Preise sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken.
Vorteile:
- Hoher Wirkungsgrad
- Kompakte Bauweise
- Lange Lebensdauer
- Wartungsarm
Nachteile:
- Höhere Anschaffungskosten
- Temperaturempfindlichkeit
Blei-Säure-Batterien
Die Bewährten: Obwohl technisch überholt, werden Blei-Säure-Speicher aufgrund niedrigerer Anschaffungskosten noch eingesetzt. Allerdings ist die Lebensdauer deutlich geringer.
Salzwasser-Batterien
Die Nachhaltigen: Eine umweltfreundliche Alternative mit vollständig recycelbaren Materialien. Noch relativ neu am Markt, aber mit interessanten Eigenschaften für umweltbewusste Anwender.
Kosten-Nutzen-Analyse: Rechnet sich ein Batteriespeicher?
Einsparungen berechnen
Die Wirtschaftlichkeit hängt von mehreren Faktoren ab:
Strompreis und Einspeisevergütung: Bei einem Strompreis von 32 Cent/kWh und einer Einspeisevergütung von 8 Cent/kWh sparen Sie 24 Cent für jede selbst verbrauchte Kilowattstunde.
Eigenverbrauchserhöhung: Ein typischer 4‑Personen-Haushalt mit 5.000 kWh Jahresverbrauch und einer 8 kWp-Anlage kann den Eigenverbrauch von 1.500 kWh auf 3.500 kWh steigern. Das entspricht einer jährlichen Ersparnis von 480 Euro.
Amortisationszeit
Bei sachgemäßer Dimensionierung amortisieren sich Batteriespeicher heute in 8–12 Jahren. Angesichts der Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren ist das eine solide Investition.
Dimensionierung: Welche Speichergröße ist optimal?
Die richtige Speichergröße hängt von Ihrem Verbrauchsverhalten und der PV-Anlagengröße ab:
Beispielrechnung für verschiedene Haushaltsgrößen:
- 1–2 Personen (2.500 kWh/Jahr): 3–5 kWh Speicher
- 3–4 Personen (4.000 kWh/Jahr): 6–8 kWh Speicher
- 5+ Personen (6.000 kWh/Jahr): 8–12 kWh Speicher
Überdimensionierung sollte vermieden werden, da die letzten Prozente der Autarkie überproportional teuer werden.
Unabhängigkeit vom Stromnetz: Wie autark können Sie werden?
Autarkiegrad vs. Eigenverbrauchsquote
Während die Eigenverbrauchsquote angibt, wie viel des selbst erzeugten Stroms Sie auch selbst nutzen, zeigt der Autarkiegrad, wie viel Ihres Strombedarfs Sie aus eigener Erzeugung decken.
Realistische Werte:
- Ohne Speicher: 30–40 % Autarkie
- Mit Speicher: 60–80 % Autarkie
Notstromfähigkeit
Nicht jeder Speicher bietet automatisch eine Notstromfähigkeit. Hierfür sind zusätzliche Komponenten wie ein Backup-Wechselrichter erforderlich.
Förderungen und Finanzierung
Bundesförderung
Aktuell gibt es keine bundesweite Förderung für Batteriespeicher, jedoch werden sie im Rahmen der Gesamtanlage steuerlich begünstigt (19 % Mehrwertsteuer entfällt seit 2023).
Länder- und Kommunalförderung
Viele Bundesländer und Kommunen bieten eigene Förderprogramme:
- Bayern: Bis zu 3.200 Euro Zuschuss
- Baden-Württemberg: Bis zu 1.000 Euro pro kWh Zuschuss
- Nordrhein-Westfalen: Verschiedene regionale Programme
KfW-Kredite
Günstige Finanzierung über KfW-Kredite “Erneuerbare Energien – Standard” sind mit Zinssätzen ab 2,5 % verfügbar.
Technische Anforderungen und Installation
Installationsort
Batteriespeicher benötigen einen frostfreien, trockenen Raum mit ausreichender Belüftung. Kellerräume oder Hauswirtschaftsräume eignen sich gut. Die Betriebstemperatur sollte zwischen 10 und 25°C liegen.
Anschluss und Integration
Die Integration erfolgt meist DC-seitig am Wechselrichter oder AC-seitig nach dem Wechselrichter. DC-Systeme sind effizienter, AC-Systeme flexibler bei Nachrüstungen.
Wartung und Sicherheit
Moderne Lithium-Speicher sind wartungsarm, sollten aber jährlich durch einen Fachbetrieb überprüft werden. Wichtig sind ein Batteriemanagementsystem und entsprechende Sicherheitsabschaltungen.
Zukunftsaussichten: Entwicklungen im Speichermarkt
Neue Technologien
Natrium-Ionen-Batterien und Feststoffbatterien stehen vor der Markteinführung und versprechen noch bessere Eigenschaften.
Vehicle-to-Home (V2H)
Elektroautos als rollende Batteriespeicher – diese Technologie wird den Speichermarkt revolutionieren.
Fazit: Lohnt sich die Investition?
Ein Batteriespeicher lohnt sich heute für die meisten Haushalte mit PV-Anlage, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
Pro Batteriespeicher:
- Strompreis über 28 Cent/kWh
- Hoher Stromverbrauch tagsüber nicht möglich
- Langfristige Perspektive (15+ Jahre)
- Wunsch nach höherer Unabhängigkeit
- Ausreichend verfügbares Kapital
Contra Batteriespeicher:
- Hoher Stromverbrauch bereits tagsüber
- Sehr kleine PV-Anlage (unter 5 kWp)
- Kurzfristige Amortisationserwartung
- Knappheit bei verfügbarem Kapital
Die Entscheidung sollte individuell getroffen werden. Eine professionelle Beratung durch einen erfahrenen Fachbetrieb ist dabei unverzichtbar. Dabei werden Ihre spezifischen Verbrauchsmuster analysiert und eine maßgeschneiderte Lösung entwickelt.
Unser Tipp: Lassen Sie sich verschiedene Szenarien berechnen – mit und ohne Speicher, verschiedene Speichergrößen und unterschiedliche Technologien. Nur so finden Sie die optimale Lösung für Ihre Bedürfnisse. Kontaktieren Sie uns gerne für ein unverbindliches Beratungsgespräch. Jetzt anfragen!